Freitag, 6. Dezember 2013

[Kulinarisches Fundstück] Kichererbsen-Streichcreme von "Bio Company"

(c) Frau von Saltkrokan
Seit ich auf Käse auf dem Brot verzichte, stehe ich vor einem kleinen Problem: Was soll drauf aufs Brot, wenn der ehemals liebste Belag in Ungnade gefallen ist? Denn ständig nur Marmelade oder Schokoaufstrich ist nicht das Wahre, etwas Herzhaftes ab und an muss es schon sein. Also probiere ich mich seit Wochen durch die veganen Aufstriche, die der Markt so hergibt, meist der Biomarkt, um genau zu sein. 
Bei "Bio Company" stieß ich auf einen, der sehr vielversprechend klang: Kichererbse-Streichcreme. Ich mag Kichererbsen sehr gerne und gesund sind sie durch den hohen Proteingehalt ja eh. 

(c) Frau von Saltkrokan
Leider wurde ich herbe enttäuscht: Der Aufstrich ist sehr krümelig und trocken, von cremig keine Spur; schmecken tut er fast nach gar nichts. Es fehlt eindeutig die Würze, denn so gerne ich Kichererbsen auch mag - der pure Geschmack ist etwas langweilig.
Ich habe es nun so gelöst, dass ich Soyola unter den Aufstrich auf Brötchen/Brot streiche (dadurch wird er etwas cremiger und leichter verstreichbar) und den Aufstrich dann mit Salz und edelsüßem Paprika würze. Aber ganz ehrlich? Das zusätzliche Fett durch die Margarine muss nun wirklich nicht sein und wenn ich etwas fertig gekauftes auch noch nachwürzen muss, ist es eindeutig kein Nachkaufprodukt. Schade!


Dienstag, 3. Dezember 2013

[Rezension] "Krampus" von Brom

(c) Frau von Saltkrokan

Für seinen zweiten auf Deutsch übersetzten Roman hat Autor Brom ganz tief in der Mythologie-Kiste gewühlt und etwas Passendes für die Vorweihnachtszeit zu Tage befördert: Krampus, den Herrn des Julfestes. Dieser war mir bisher vollkommen unbekannt, aber man ist ja neugierig und spätestens bei der Erwähnung des Julfestes hatte Brom mich.
Protagonist Jesse wird in die Ereignisse rund um den Konflikt zwischen Krampus und dem Nikolaus hineingezogen. Eines Abends trifft er auf die Belznickel, die Diener des Herrn der Julzeit, die vom Nikolaus und dessen Dienern verfolgt werden. Durch Zufall fällt Jesse der Sack des Loki in die Hände – der berühmte Sack des Nikolaus, der also heidnischen Ursprungs ist. Sowieso erhält man in diesem Buch einen Schnellkurs in nordischer Mythologie, in der Brom wie zuhause scheint.
Krampus ist eine geschundene Figur, die versucht, zu ihrem Recht zu kommen, und dennoch bleibt am Ende ein letzter Zweifel darüber, wer hier der „Gute“ und wer der „Böse“ ist: Krampus oder Nikolaus. Besonders die Mittel, zu denen Krampus greift, um das Julfest wieder zu etablieren, wirken sehr brutal und rücksichtslos. Er fühlt sich fremd in dieser Welt, die eben nicht mehr die seine ist und in der sich alles geändert zu haben scheint. Die Menschen kennen seinen Namen nicht mehr und schrecken vor seiner Gestalt zurück, nennen ihn sogar „Teufel“.
Wie Krampus ist auch der Musiker Jesse eine gescheiterte Figur: Beruflich recht erfolglos und abgewrackt hat er seine Frau an einen anderen Mann verloren und mit ihr seine Tochter Abigail. Da scheint der Geschenkesack wie gerufen, denn mit diesem kann Jesse endlich wieder bei seiner Ex-Frau punkten – wenn ihm nicht Krampus und dessen Rachefeldzug in den Weg kämen.

In „Krampus“ geht es aber nicht nur um den offensichtlichen Konflikt zwischen Krampus und dem Nikolaus, hier liegt ein tiefer gehender Streit zugrunde, nämlich der zwischen Natur und Kultur, der zwischen dem dionysischen und dem apollinischen Prinzip. Krampus symbolisiert die ungezügelte Leidenschaft, das Rohe, manchmal Gewalttätige. Wohingegen der Nikolaus als der Heilige aus den Legenden erscheint: Gezügelt, beherrscht, ehrwürdig. Darüber hinaus allerdings scheint Krampus ehrlicher und direkter zu sein, der Nikolaus spinnt Intrigen und schließt das, was ihm unbequem ist, weg. Am Ende bleibt eine wirkliche Wertung aus, aber man spürt die Sympathie des Autors für Krampus sehr deutlich. 
Diese Sympathie drückt sich auch in der Liebe zum Detail aus, denn in der Mitte des Buches finden sich mehrere Hochglanzseiten mit Farbzeichnungen der wichtigsten Charaktere. Obwohl diese sehr schön sind, hätte ich darauf verzichten können, da sie viel zu sehr ein Bild vom Charakter vorgeben und wenig eigenen Raum für Vorstellungen lassen.
Trotz der Brutalität und seiner rüden Vorgehensweise, bei der durchaus Köpfe rollen und Kinder geängstigt werden, war mir Krampus auch sympathisch – er trifft genau den Nerv unserer Zeit, nämlich die leise Kritik an der Art wie wir mit der Natur umgehen und sie für unsere Zwecke ausbeuten.


„Krampus“ ist ein schöner Schmöker für die Vorweihnachtszeit, hinter dem mehr steckt als man auf den ersten flüchtigen Blick vermutet. Allerdings ist das Buch auch nichts für schwache Nerven, da es hier durchaus sehr brutal zur Sache geht. Der zornige Krampus ist nun mal nicht zimperlich …

«Der Herr der Julzeit griff nach der Türklinke, doch dann erstarrte er und schnappte nach Luft. Jesse folgte seinem Blick zu den Stufen, doch da war nichts außer zwei Paar Schuhen. Er wollte schon fragen, was los sei, da schaute er noch einmal genauer hin. Die Paare waren wie in einem Geschäft sorgfältig drapiert, und in jedem Schuh steckten Süßigkeiten. Eine Karte war dazwischengeklemmt. […] Auf der Karte stand: FROHES JULFEST, KRAMPUS. WIR SIND SEHR BRAVE KINDER. ALLES LIEBE, MARY UND TODD.»
(Seite 412f)




Knaur. Hardcover, 495 Seiten. Mit Farbseiten. ISBN: 978-3-426-65334-0. 19,99 € (eBook 17,99 €).
Ich danke Knaur herzlich für das Rezensionsexemplar!

Montag, 2. Dezember 2013

[Gedanken] Konsumverweigerung - erneuter Versuch

Mit meiner veganeren Lebensführung kamen auch wieder die Gedanken über meinen Konsum im Allgemeinen in mir hoch. Immer mal wieder habe ich hier auf meinem Blog versucht, dem Konsum den Krieg zu erklären, aber genauso bin ich immer wieder gescheitert. Dabei bin ich ein eher genügsamerer Mensch, Luxus ist mir eher zuwider. Nur bei Medien wie Büchern, Zeitungen und DVDs werde ich schwach. Genauso wie bei neuen Produkten meiner Lieblingskosmetikmarken oder jetzt durch das Veganwerden auch Lebensmittel, die ich kennen lernen will.
Deswegen möchte ich wieder einen neuen Versuch starten und in die Konsumverweigerung gehen (so gut es eben geht). Wie beim ersten Versuch auch werde ich über jedes Mal, das ich schwach geworden bin, berichten. Ansonsten gelten folgende Regeln bis Ende Februar:

  • keine Zeitschriften und Zeitungen,
  • keine Bücher,
  • keine DVDs oder Blu-rays kaufen
  • Kosmetik- und Pflegeprodukte nur nachkaufen

Donnerstag, 28. November 2013

[Vegan Wednesday] 27.11.2013


Diese Woche war ich wieder mit dabei beim "Vegan Wednesday". Da ich seit letzter Woche eh vegan lebe (mit einer Ausnahme beim Inder letzten Mittwoch), musste ich ja auch nichts anders machen. 
Was mich allerdings noch ärgert: Ich esse relativ viele Kohlenhydrate. War/Ist das bei euch auch so? Vegan leben ist zwar keine Diät für mich (nicht so wie für manche Vorzeige-Veganer, die Kochbücher schreiben ...), aber gegen ein paar Kilos weniger hätte ich dennoch nichts einzuwenden.
(c) Frau von Saltkrokan
Morgens gab es den neuen Frühstücksbrei von "Alnatura". Ich habe mich wie Bolle gefreut, dass es nun auch von "Alnatura" welchen gibt, denn ich liebe warmen Brei zum Frühstück über alles. Leider sind viele der Breie, die es im Biomarkt zu kaufen gibt, relativ teuer (4 bis 5 Euro). Der von "Alnatura" bewegt sich mit 2,95 € zwar auch an der Schmerzgrenze, aber er ist dennoch günstiger und noch dazu schmeckt er auch sehr gut.
Zubereitet habe ich den Brei mit warmer Soja-Reis-Milch. Dazu gab es eine Tasse Tee und zum Mitnehmen eine Banane; weil ich etwas im Stress war, vergaß ich sie aber ...

Unterwegs hatte ich mir eine Laugenstange gekauft, weil ich irgendwann ganz schön Hunger bekam. 
Zuhause gab es dann erst auch mal die Banane und einen großen Krug mit Apfelsaftschorle (natürlich mit naturtrübem Apfelsaft, aber alles ohne Bild).

(c) Frau von Saltkrokan
 Während des Kochens aß ich ein paar der marinierten Tofuwürfel, die ich mir im Asia-Laden gekauft hatte. Sie schmecken sehr würzig und ich kann sie nur empfehlen. Vom Geschmack her ähnelten sie den veganen "Fleischstreifen", von denen sich J. einen im "Veganz" mitgenommen hatte, als sie zu Besuch war. Nur die Konsistenz war anders, weil die "Fleischstreifen", glaube ich, aus Weizenprotein oder so etwas waren und sich kauen ließen wie "richtiges" Fleisch.

(c) Frau von Saltkrokan
Zum Abendessen gab es Spaghetti mit Blattspinat und Reissahne. Macht ihr eigentlich auch Knoblauch in den Spinat? Das habe ich irgendwann von M. übernommen und inzwischen gehört es für mich genauso dazu wie Muskatnuss. 
Dazu aß ich noch den restlichen Erdnusstofu von vorgestern, während M. seine Lachswürfel bekam.

Zum Nachtisch hatte ich dann noch eine kleine Portion Mango, die vom Tag vorher übrig war (ebenfalls wieder ohne Bild), einen Apfel und eine Tasse Soja-Reis-Kakao.

Mittwoch, 27. November 2013

[Leben in Cafés] Das "no milk today" in Berlin-Kreuzberg

(c) Frau von Saltkrokan
Das "no milk today" verursachte, als ich über "Berlin vegan" auf es stieß, sofort einen Ohrwurm bei mir, genauso wie eine große Neugierde ob der großen "Milch"-Auswahl, denn im "no milk today" gibt es nicht nur Sojamilch, sondern auch Sojareis-, Reis-, Mandel-, Hafer-, Kokos-, Kokosreis-, Soja-Vanille- und Dinkelmilch!
Das Café liegt in der Hipster-Hochburg Kreuzberg und so sieht auch das Personal und Publikum im "no milk today" aus, sehr "hipsterish". An solchen Orten fühle ich mich immer irgendwie fehl am Platze, weil ich eben keine Hornbrille mit Fensterglas trage und meinen heißgeliebten Rucksack nicht gegen einen Jutebeutel eingetauscht habe. Aber zunächst ist ja erst mal wichtig, was man in einem Café serviert bekommt.
M. und ich entschieden uns beide für eine heiße Schokolade, er mit Reismilch, ich mit Mandelmilch. Dazu orderte ich noch eine Mini-Nussecke und einen Peanutbutter-Chocolate-Cup. Für alles zusammen zahlten wir 8,10 €. 

(c) Frau von Saltkrokan
Im "no milk today" wird ohne Weizen gebacken - an der Kuchentheke stand "Dinkel ist unser Weizen". Sonst ist Dinkelmehl weder mein noch M.s Fall, ich hatte es schon öfters damit versucht, aber ich werde nicht damit warm. Die Mini-Nussecke und das Stückchen Möhrenkuchen (?), das als Schmankerl bei der heißen Schokolade lag, waren aber lecker, besonders die Mini-Nussecke, weil sie sehr saftig war. Der Peanutbutter-Chocolate-Cup war auch lecker, nur leider sehr weich, so dass er sich nicht aus dem Papierförmchen lösen ließ und wir ihn rauslöffeln mussten. Die heiße Schokolade war an sich ganz lecker, aber leider etwas wässrig geraten und nicht heiß genug. Wirklich in Ruhe trinken war nicht drin, wollte man sie nicht kalt trinken. M.s Reismilch-Schokolade sah zudem nicht so schön aus, weil irgendetwas nicht so funktionierte wie es sollte.
Auf die Getränke und die süßen Häppchen mussten wir leider außerdem etwas warten, weil das Personal wohl noch nicht so eingespielt ist (das Café hat auch erst letzten Monat eröffnet) und es ein bisschen Chaos wegen der Reismilch gab. Die heiße Schokolade war bei M. dann auch etwas übergeschwappt und schwamm in der Untertasse.
Als ich bezahlte, musste ich dem jungen Mann an der Theke helfen, die heiße Schokolade auf der Karte zu finden und musste ihm auch die Preise der kleinen Häppchen nennen. Jeder hat mal angefangen, aber er wirkte doch sehr hilflos und überfordert!

Was im Gegensatz zum "Ohlàlà" allerdings absolut stimmte, war der Wohlfühlfaktor: Das Café ist sehr nett eingerichtet, ein bisschen Retro, und auch die Plätze im hinteren Raum wirkten sehr gemütlich. Man spürte, dass hier Liebe zum Detail gepflegt wird. Sogar die Toilette war nicht 0815-mäßig eingerichtet, sondern mit Buchseiten tapeziert!


Das "no milk today" ist ein nettes gemütliches Café, das allerdings in Sachen Service und Routine noch ordentlich zulegen muss. Die etwas weitere Extra-Anreise ist es mir leider (noch) nicht wert. Vielleicht gebe ich dem Café nach ein paar Monaten nochmal eine Chance.




"no milk today". Fichtestraße 3. 10967 Berlin (Kreuzberg). 
Mo. geschlossen, Di.-So. 10-21 Uhr. 
ÖPNV: U7 Südstern oder U8 Schönleinstraße.

Samstag, 23. November 2013

[Gedanken] Von einer Veganerin im Herzen, die noch Lederschuhe trägt. Oder: Wie ich flexigan wurde.

(c) Frau von Saltkrokan
Ihr erinnert euch vielleicht an meinen Beitrag vor ein paar Wochen, in dem ich verkündete, dass ich meinen körperlichen Bedürfnissen und Gelüsten mehr nachgeben möchte, sprich: Wenn ich Lust auf Quark habe, dann esse ich Quark. Diesen Beitrag könnte ich genauso gut löschen oder zumindest wird er im Nachhinein ungültig.

In den vergangenen Wochen habe ich mich wieder einmal eingehender mit veganer Ernährung und Lebensweise auseinandergesetzt und spätestens als J. (die ja vegan ist) zu Besuch war und ich dadurch vegan gegessen habe, war es soweit: Ich machte mich auf den Weg zu einem veganen Leben. Als ich dann "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen" von Melanie Joy in der U-Bahn weiterlas (Ich hatte es nach dem Kapitel über Schweine wieder für eine gewisse Zeit weglegen müssen, weil es mich sehr mitgenommen und daran erinnert hatte, dass ich nicht konsequent genug war), kam ich nach Hause, begrüßte M. und verkündete ihm, dass er nun mit einer Fast-Veganerin zusammenlebt. Am Abend sah ich mir dann zum ersten Mal "Earthlings" an, den viele Veganer als Mit-Grund dafür angeben, weshalb sie vegan wurden. Obwohl ich all das wusste, was dort gezeigt wurde, obwohl es nichts Neues war, verstörte der Film mich. In geballten Bildern, aneinandergereiht dieses Grauen zu sehen, hat mich verändert. Bisher hatte ich immer nur einzelne kurze Videoaufnahmen gesehen, aber nicht anderthalb Stunden lang. Und da wurde mir bewusst: So wie viele Menschen, die (noch) Fleisch essen, habe auch ich die Augen verschlossen, habe mir Dinge zwar nicht schön geredet, sie aber verdrängt. Ich habe mir eingeredet, dass ich nie im Leben auf Käse verzichten könne, habe dabei aber übersehen, dass es mir ohne ihn vielleicht sogar besser geht, aus Gewissensgründen ebenso wie physisch.

Aber wieso nur fast? Wieso nicht konsequent? Weil der Übergang zu vegan ein schleichenderer Prozess ist als der zu vegetarisch, denn aus meinem "alten Leben" habe ich noch Lederschuhe und Wollschals, Medikamente, das ein oder andere unvegane Kosmetikprodukt und diese Woche habe ich beim Inder auch noch Panir gegessen. Weil ich ein Mensch bin, der sich manchmal auch zu viele Gedanken macht und an diesen Gedanken zugrunde gehen kann, und weil ich einen hohen Perfektionismusanspruch an mich selbst habe, will ich mich nicht zu sehr unter Druck setzen. Und ganz ehrlich? Wenn ich jemanden finden würde, der Hühner so artgerecht es denn geht, hält, würde ich auch weiter Eier essen (Meine Cousine hält mit ihrem Freund zusammen beispielsweise ein paar Hühner auf einem Stückchen Land, wo diese frei herumlaufen können). Denn im Gegensatz zum Fleischessen stört mich an der Milch- und Eierwirtschaft wirklich nur die Haltung. Esse ich Fleisch, wird ein Tier dafür geschlachtet, ganz gleich, ob es vorher "glücklich" oder in Massentierhaltung gelebt hat, zuammen mit allen anderen Tieren. Und die Art und Weise, wie Tiere geschlachtet werden, ist nicht schön - jedem, den das interessiert, sei Melanie Joys Buch oder auch "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer ans Herz gelegt.
Dann gibt es auch noch meine Freunde und Familie, die damit zurecht kommen müssen, dass ich nun noch mehr "anders" bin als vorher sowieso schon. M. steht bei meiner Entscheidung vollkommen hinter mir und auch meine Mutter meinte, dass das Wichtigste ist, dass ich mich wohl fühle und es mir gut geht. Doch selbst J. sagt manchmal, dass es als Vegetarierin so viel einfacher war, wenn es um Gesellschaft geht - aber gleichzeitig sagt sie, dass sie nicht mehr zurück kann. Bei mir ist das alles noch nicht so stark, aber ich spüre auch, dass ich mit dem Vegetarischsein alleine auch nicht mehr glücklich bin, es genügt mir nicht mehr. Darum möchte ich zunächst "flexigan" leben, schauen, was alles geht, wo ich an meine Grenzen stoße und ob ich vielleicht ganz automatisch nach und nach komplett vegan werde. "Flexigan" auch, weil ich mich nicht erdreisten würde, mich "vegan" zu nennen so lange ich noch Lederschuhe trage, es steht mir nicht zu, mich in die Reihe derer zu stellen, die wirklich konsequent sind. Das tun ohnehin schon viel zu viele ...
Und vielleicht werde ich doch eines Tages komplett vegan und lache über meine Zweifel, die ich jetzt noch an mir und meiner Konsequenzfähigkeit habe.

Dienstag, 19. November 2013

[Leben in Cafés] Das "Ohlàlà" in Berlin-Friedrichshain

(c) Frau von Saltkrokan
Über "Berlin vegan" bin ich auf das "Ohlàlà" in Friedrichshain gestoßen. Sowieso: In Friedrichshain und Kreuzberg gibt es gefühlt an jeder Ecke ein veganes/vegetarisches Café oder Restaurant - ein wahres Paradies! 
Das "Ohlàlà" liegt in der Mainzer Straße, einer Nebenstraße der Frankfurter Allee. Die Gegend wirkt ein bisschen abgewrackt und im ersten Moment erwartet man vielleicht kein veganes Café hier. Von außen ist es auch etwas unscheinbar, so dass ich erst einmal daran vorbeigelaufen bin. Innen ist es ganz nett, mit einer Theke, an der man seine Bestellung aufgibt, und ein paar Tischen. Leider sind die Stühle aus Metall (siehe Bild) und ich fand sie sehr unbequem und wenig dafür geeignet, länger hier sitzen zu bleiben. Und auch wenn es auf die Getränke und das Essen ankommt, sind es solche Dinge, die ein Café zum Lieblingscafé machen. Aber dafür stimmte die Hintergrundmusik: Depeche Mode und Guns 'N Roses!
Die Dame an der Theke (die alleine im Laden war, vielleicht also die Besitzerin persönlich?) war freundlich, wenn auch nicht sehr überschwänglich, ihr französischer Akzent hinreißend. Ich entschied mich für eine Tasse Café au lait und ein Stück "Vanilla Maronen"-Kuchen. Beides wurde mir an den Tisch gebracht, zahlen konnte ich dann am Schluss wieder an der Theke. 

(c) Frau von Saltkrokan
Bezahlt habe ich für die Tasse Café au lait und das Stück Kuchen 5,40 €, der Café au lait ist hierbei mit 2,40 € mehr als bezahlbar gewesen, der Kuchen mit 3 € natürlich etwas teurer, aber auch hier hat es sich gelohnt. Der Boden war etwas fest, aber dennoch gut, und die Creme nicht zu süß. Sehr positiv war auch, dass der Café au lait stilecht in einer henkellosen Schale serviert wurde - eben so, wie er in Frankreich getrunken wird. Nur etwas heißer hätte er sein können, da man so eine große Schale nun mal nicht sehr schnell trinkt und der Kaffee auf halbem Wege kalt wird.
Möchte man seinen Kaffee oder seinen Kakao mit etwas anderem als Sojamilch, muss man fünfzig Cent draufzahlen und kann zwischen Reismilch, Mandelmilch etc. wählen. 

An einem anderen Tisch hatte eine Frau einen Crêpe, der sehr lecker aussah, ebenso wie die Quiches, die ein Paar am Nachbartisch bestellte. Was beides kostete, kann ich nicht sagen, ich glaube, die Crêpes liegen bei ca. 3 €.
Ein anderer Gast neben mir bekam seinen Espresso übrigens mit einem Glas Wasser, ebenfalls leider wie die Café au lait-Schalen eine Seltenheit in deutschen Landen ...

Samstags wird im "Ohlàlà" ein veganer Brunch angeboten, für knapp 10 € (exklusive Getränke) kann man hier schlemmen und wenn man sich die Bilder ansieht, lohnt es sich absolut. Das wird garantiert auch demnächst ausprobiert!

Das "Ohlàlà" ist ein nettes Café, das allerdings ein bisschen gemütlicher und einladender sein könnte. Durch den französischen Anstrich und die kleinen Details wie die stilechte Café au lait-Schale zeigt es aber sein Potential und füllt auf jeden Fall eine Lücke in Sachen vegane Cafés in Berlin.



 "Ohlàlà. Tartes Shop". Mainzer Straße 18. 10247 Berlin (Friedrichshain). 
Mo. geschlossen, Di.-Fr. 12 - 19 Uhr, Sa 11 - 18 Uhr, So 14 - 19 Uhr
ÖPNV: U5 Samariterstraße

Montag, 18. November 2013

[Gedanken] "Cut out the crap" oder: Muss ich jetzt meine Beziehung beenden, PETA?

"Cut out the crap", ein beliebter Slogan der veganen Szene. Das "etari" aus "veg(etari)an" herausschneiden und die wohl aus PETAs Sicht einzige konsequente und tolerierbare Lebensweise annehmen: Die vegane. Vor ein paar Wochen postete PETA Deutschland diesen Slogan in Form eines Bildes auf ihrer Facebook-Seite. Eine Userin kommentierte "Ist man jetzt nicht mal mehr als Vegetarier bei euch willkommen?" - und ich klickte auf "gefällt mir".
Spätestens seit J.s Besuch am Wochenende trage ich mich wieder mit dem Gedanken schwanger, vegan zu werden. Doch ich weiß auch: Das kann ich nicht von heute auf morgen, vielleicht auch nie, vor allem nicht in aller Konsequenz. Ich trage Lederschuhe, die ich auch noch weiter tragen und nicht wegwerfen würde, und Wollschals, die ich ebenfalls trage und über alles liebe, weil Muttern sie mir gestrickt hat. Ich muss Medikamente nehmen, die vielleicht nicht vegan sind (und leider vielleicht auch an Tieren getestet wurden, was mir eh schon zuwider ist). Und ich lebe mit einem flexitarischen Omnivoren zusammen, der wirklich nicht vollständig ohne Fleisch kann, weil er dann schlapp und antriebslos ist; ich habe das schon öfters erlebt. Soll ich nun meine Beziehung beenden, PETA?
Statt auf denjenigen herumzuhacken, die nicht ganz konsequent sein können oder wollen, sollte sich eine Organisation wie PETA lieber dafür einsetzen, dass alle ihr Möglichstes tun. da ist mir der VeBu auch wesentlich sympathischer, der sich u.a. auch für einen gemäßigten Fleischkonsum einsetzt statt von allen eine vegetarische Lebensweise einfordert. 
M. würde mich unterstützen, auch wenn ich den "Mist" herausschneiden und vegan werden würde. Obwohl er Fleisch isst, sieht er den massiven Fleischkonsum des Großteils der Bevölkerung sehr kritisch und in manchen Ansichten ist er durchaus mehr Vegetarier als das zunächst den Anschein hat. Und so wie er mich akzeptiert, muss ich ihn auch akzeptieren, das hat er nur verdient - immerhin hat er es sogar versucht, das mit dem Vegetarischsein. Er verurteilt mich nicht, er würde es im Gegenteil seltsam finden, wenn ich plötzlich wieder Fleisch auf meinen Speiseplan setzte. Vielleicht, weil er mich als Vegetarierin kennen gelernt hat, aber ganz sicher auch, weil er es schätzt, wenn Menschen Überzeugungen und Standpunkte haben und diese vertreten.
Diskussionen führen wir allerdings darüber, wie das Ganze dann aussieht, wenn wir mal Nachwuchs bekommen. Ich würde meine Kinder ja sogar gerne vegan ernähren, bei dem ganzen Negativen, dass ich über tierliche Nahrungsmittel in diesem Zusammenhang gelesen habe. Seine Argumente für eine flexitarische Erziehung nehme ich aber auch ernst und so sehe ich es inzwischen so: Unsere Kinder werden durch uns alles kennen lernen, alle Möglichkeiten. Ohne Etikett und Schublade. Wir werden sie aufklären und ihnen Werte vermitteln, aber was sie essen, müssen sie irgendwann auch selbst entscheiden können und dürfen. Und sie werden wohl flexitarisch mit veganen Einflüssen aufwachsen. Wenn sie denn Fleisch mögen und essen wollen. Was ich irgendwie in einem kleinen Eckchen meines Selbst dann doch nicht hoffe, da bin ich ehrlich ...

Sonntag, 17. November 2013

Wochenrückblick 11.11.-17.11.

(c) Frau von Saltkrokan
Mit S., C. und M. wegen des Berlin-Besuchs von S. und C. gechattet. "Iron Man 3" mit M. geguckt. Mich doch wieder mit der Bürokratie meiner Alma Mater herumgeschlagen (grrr). Währenddessen ein PB&J-Sandwich verdrückt, um die Nerven zu beruhigen. Mich nach Führungen durch die Staatsbibliothek erkundigt. Einen Brief geschrieben. Ideen für Heiligabend gesammelt. Zur Bibliothek gefahren und dicke Wälzer geschleppt. Über den übervollen "Starbucks" geärgert. Wirsing gekauft. Auf den veganen Tag am Mittwoch gefreut. Über eine Rechnung plus Mahngebühren geärgert. Millimeterpapier gekauft. M. von der Uni abgeholt. J. vom Busbahnhof abgeholt. Bei Starbucks eine Soya-Schokolade getrunken. Mit J. und M. die Reichstagskuppel besichtigt. Vegane Pizza mit viel Knoblauch-Kräuter-Öl verdrückt. Lange und angeregt mit J. und M. diskutiert. Bei "Käthe Wohlfahrt" geschwärmt und Weihnachtsschmuck gekauft. Zusammen mit J. durch den Samstagsandrang im KaDeWe gekämpft. Lecker vegan im "Yoyo Foodworld" gegessen. Einen großen Brunch zubereitet. Zum erstem Mal Rührtofu gemacht und für gut befunden. J. verabschiedet (:-/). Mit Wärmflasche am Notebook gesessen. Über das Dasein als Flexiganerin nachgedacht.

Mittwoch, 13. November 2013

[Vegan Wednesday] 13.11.2013

Während der "Vegan Wednesday" schon in die 65. Runde geht, ist es für mich erst das dritte Mal. Bei den beiden vergangenen Malen hatte ich mir fest vorgenommen, regelmäßig teilzunehmen, habe es aber irgendwie nie geschafft. Als meine liebe Freundin S. mir vorschlug, zusammen einen veganen Tag einzulegen, war ich natürlich sofort mit dabei - und schlug meinerseits vor, den Tag auf mittwochs zu legen. Deswegen bin ich jetzt wieder dabei, in der Hoffnung, dass es nicht nochmal Wochen bis zum nächsten Mal dauert! 
S. und ich hatten und außerdem als Bedingung für den heutigen Tag gesetzt, dass wir etwas mit Wirsing machen, passend zur Jahreszeit.
Leider sind die Bilder nicht so gut geworden (Ich brauche endlich ein Handy mit einer besseren Kamera ...).

Morgens zwei Brote, eins mit veganem Mett und eins mit veganer Schokocreme, die es bei "Netto" gibt und die urlecker ist. Dazu eine Banane und eine Tasse Tee, mit Agavendicksaft gesüßt.
Unterwegs hatte ich mir nur schnell eine Laugenbrezel und einen Tee geholt, weil der eigentlich geplante Cafébesuch ins Wasser fiel.
Zuhause gab es dann schnell ein Brot mit Oliven-Pastete von Alnatura, weil ich so einen Kohldampf hatte.

Zum Abendessen gab es Wirsing-Kartoffel-Durcheinander-Gemüse, ein Lieblingsessen aus Kindertagen, mit Sojamilch.
Als süßes Leckerli habe ich mir noch einen Soja-Kakao gemacht und ein Stückchen Marzipan-Schokolade von Rittersport gegessen.



Fotos (c) Frau von Saltkrokan

Montag, 11. November 2013

Wochenrückblick 4.11.-10.11.

(c) Frau von Saltkrokan
Den DHL-Boten vom Fenster aus gestalked, weil er mein neues Notebook dabei haben könnte. Von M. aufgeklärt worden, dass das Notebook mit Hermes kommt (D'oh). An der Suche nach einem Restaurant für den Jahrestag verzweifelt. Das neue Notebook in Empfang genommen und sofort geliebt, ihm einen Namen gegeben (Bela) und in Betrieb genommen. "Ally McBeal" bestellt (weil: Die gesamte Serie für insgesamt lächerliche dreißig Euro). Die Bestellung von "Ally McBeal" wieder storniert (weil noch zu viele andere Staffeln ungesehen zuhause herumstehen und ich wieder vernünftig geworden bin.) Unfassbar guten Matcha Cheese Cake gegessen (Und zwar hier). Zum Alexanderplatz gelaufen. Mal wieder festgestellt: In Berlin gibt es wirklich sehr gute Straßenmusiker. Seit langem mal wieder ein gutes Stück in einem Buch gelesen. Beim Chinesen bestellt. Mit Muttern und Schwiegermuttern telefoniert. Die weltbesten Rühreier gemacht bekommen. Beim Lesen eingeschlafen. "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" geguckt und Ben & Jerry's Cookie Dough gegessen. Pläne für den Jahrestag gemacht. Pancakes zum Frühstück gemacht. Mich zum hoffentlich letzten Mal mit der Uni-Bürokratie herumgeärgert. Ein Buch verschenkt. Eine neue Schmuserolle auf den Wunschzettel gesetzt. Zum Alex gefahren. In der Bahn gelesen und innerlich über den älteren Herrn gelächelt, der versucht hat, den Titel meines Buches zu lesen. Die neue "Deli" gekauft. "Iron Man 3" in der Steelbook-Edition und "Ich, einfach unverbesserlich 2" für Schnäppchenpreise erstanden. Mal wieder vegan gegessen. Matcha Latte getrunken und Kekse gegessen. Mit einer Freundin telefoniert. "Get Lucky" von Daft Punk gehört. Mit S. geskyped. Den Besuch von J. geplant. "Ich, einfach unverbesserlich 2" geschaut und lauthals gelacht. Einen Theaterbesuch an Weihnachten geplant. Mit dem Nudelauflauf auf Kriegsfuß gestanden. Früh ins Bett gegangen und gelesen.

Freitag, 8. November 2013

[Leben in Cafés] Das "Mamecha" in Berlin-Mitte

(c) Frau von Saltkrokan
Diese Woche war ich in einem schönen Café in Berlin-Mitte: Dem "Mamecha". Darauf gestoßen bin ich während der Suche nach einem guten Sushi-Restaurant über nekobento.de. Lustigerweise hatte ich schon vor längerem bei token auf dem Bento Lunch Blog vom "Mamecha" gelesen, erinnerte mich aber erst später daran. Ich packte morgens also ein Buch ein und machte mich auf. Zuvor hatte ich bei den diversen Bewertungsportalen schon positives gelesen, besonders über den Matcha Kuchen - yummy!
Das "Mamecha" liegt sehr zentral, aber dennoch in einer ruhigen Nebenstraße der Alten Schönhauser Straße, nicht weit vom Alexanderplatz, der fußläufig zu erreichen ist. Für mich ist die Lage ideal, da "meine" U-Bahn-Linie hier vorbeifährt. Das Café ist nicht sehr groß und als es voller wurde, wollte ich den Tisch auch nicht länger für mich beanspruchen, und bin gegangen. Gemütlich ist es aber dennoch sehr und vor allem auch authentisch (insofern ich das überhaupt beurteilen kann, weil ich bisher ja noch nicht in Japan war). Genauso authentisch sind die Getränke: Traditioneller japanischer Tee wie Sencha oder Matcha, aber auch Genmaicha oder Kyo-Bancha. Bis auf den Matcha wird der Tee auch in japanischen Seitengriffkannen, die ich bei meinem Nebenjob im Teeladen kennen gelernt hatte, serviert. Sehr positiv fiel mir auch auf, dass man, wenn man sich für einen solchen Tee entschieden hat, kleine Teetäschen dazu bekommt, und den Tee mehrmals wieder aufbrühen kann - heißes Wasser steht dafür auf einer Theke bereit. Das "Mamecha" läuft über Selbstbedienung, wie beim bekannten amerikanischen Coffee Shop geht man an die Theke und bestellt; allerdings kann man sich anschließend hinsetzen und bekommt seine Sachen an den Tisch gebracht. Ich entschied mich für einen Matcha Latte mit Sojamilch (3 €, ohne Aufpreis für  die Sojamilch) und den Matcha Cheese Cake (2,60 €), beides schmeckte sehr gut, der Matcha Latte hätte noch ein bisschen stärker sein können, aber ich denke, wer Matcha erst einmal kennen lernen will, ist hiermit gut beraten. Der Matcha Cheese Cake war ... Naja, ich will nicht übertreiben, aber "göttlich" trifft es sehr gut: Er war sehr leicht und saftig und schmeckte intensiv, aber nicht aufdringlich nach Matcha. Sehr schön fand ich auch, dass er nicht zu süß war, sondern das herbe Aroma des Matcha vorherrschte. Natürlich ist 5,60 € ein stolzer Preis für ein Glas Tee und ein doch recht kleines Stück Kuchen, aber es handelt sich hierbei nicht um einen schnöden Früchtetee, sondern um einen eher teureren Grüntee, und der Kuchen war seinen Preis auch auf jeden Fall wert. Und seht es mal: Beim amerikanischen Coffee Shop zahlt man ohne mit der Wimper zu zucken 4 € für einen Kaffee, da gönne ich mir doch lieber einen Matcha Latte.
Für das gebrauchte Geschirr steht im "Mamecha" ein Eckchen zur Verfügung, wo die Gäste es abstellen können. Mir kam man allerdings zuvor, was ich auch sehr nett fand. Da es bald recht voll wurde, klappte ich mein Buch wieder zu und ging, um den anderen Gästen Platz zu machen.

Nächstes Mal werde ich mir auf jeden Fall mal einen Sencha bestellen und ein anderes Gebäck probieren. Auch die warmen Speisen sahen sehr lecker aus, die Dame neben mir hatte eine Misosuppe und eine Bentobox (aus Holz!) mit Reis und Gemüse. Beispiele hierzu findet ihr auf dem Blog des "Mamecha".
Wer seinen Matcha lieber pur mag, bekommt ihn natürlich auch so, allerdings kostet er dann 4,50 €, mit einer kleinen Süßigkeit dazu. Die anderen Teesorten im Kännchen kosten 2,90 €, was ich sehr human finde, da man den Tee ja mehrfach wieder aufbrühen kann.
Für alle, die keinen Tee mögen (wie das ältere, englische Ehepaar neben mir), gibt es auch Kaffee, aber ganz ehrlich? Dafür geht man dann wohl doch besser in ein anderes Café ...
(c) Frau von Saltkrokan
Das "Mamecha" ist ein sehr schönes Café, das vor allem Tee-/Matcha-Liebhaber und Japanfans (fernab von Manga und Bubble Tea) glücklich machen wird. Die Preise sind durchaus angemessen, wenn auch nicht gerade günstig. Die Atmosphäre ist sehr einladend und authentisch, nur allzu lange Verweilen ist leider nicht möglich, wenn es voll wird. Ich werde auf jeden Fall öfters dort aufschlagen! 

Übrigens möchte ich mit diesem Artikel eine neue Reihe hier auf meinem Blog starten: "Leben in Cafés" soll Berichte von meiner Suche nach einem Stamm-/Lieblingscafé versammeln und nimmt euch mit auf eine Erkundungsreise durch Berlin. Ihr könnt euch also schon auf weiteres freuen!



MAMECHA green tea café. Mulackstr. 33. 10119 Berlin (Mitte). Mo.-Sa. 12-20 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen (Küche bis 18 Uhr).
http://www.mamecha.com/
ÖPNV: U2 Rose-Luxemburg-Platz oder U8 Weinmeisterstraße

Mittwoch, 6. November 2013

[Rezension] "Der Russe ist einer, der Birken liebt" von Olga Grjasnowa

(c) Frau von Saltkrokan
Achtung! Spoiler konnten sich in dieser Rezension nicht vermeiden lassen. Wenn ihr also nichts vom Inhalt wissen möchtet, solltet ihr die Rezension vielleicht lieber nicht lesen und direkt zum Fazit springen.

Mascha ist keine einfache Protagonistin und für ihre Mitcharaktere keine einfache Frau. Sie hat eine ereignisreiche und aufwühlende Vergangenheit, die sie prägt und über die sie nicht spricht, nicht mit ihrem Freund Elias, nicht mit ihren Freunden und irgendwie auch nicht mit sich selbst. Aus diesem Grund wirkt sie sehr verschlossen und allen schönen Erzählens in der ersten Person zum Trotz hat man stets das Gefühl, nicht zu ihr durchzudringen. An ihr wird exemplifiziert, was Krieg in einem Menschen, ganz besonders einem Kind, zerstören kann. Maschas Vergangenheit bricht allerdings nur ab und an aus ihr hervor, in Bruchstücken erfahren wir vom Krieg in Aserbaidschan und dem Konflikt um die Bergkarabach-Region, von dem ich - ich gebe es ehrlich zu - keine Ahnung hatte. Daher ist es an manchen Stellen nicht so leicht, Mascha in ihren Gedankengängen zu folgen, auch später in Israel, wenn der Nahost-Konflikt allgegenwärtig ist, mag sich nur der sehr gut informierte Leser zurechtfinden. Leider gelang es der Autorin aber auch nicht, so viel Interesse und Neugier in mir zu wecken, dass ich mich nachträglich oder während der Lektüre schlauer gemacht hätte; im Gegenteil, irgendwann überlas ich so manchen Begriff, der mir unbekannt war, und es ermüdete mich, von der Kategorisierung der Menschen in Juden, Araber, etc. zu lesen. Falls das Buch die Wirklichkeit darstellen soll, ist dies der Autorin gelungen, aber die Darstellung von Individuen statt bloßer Herkunftsschablonen wäre befriedigender für mich gewesen.

Alle in diesem Buch sind heimatlos, zerrissen und verzweifelt - alle außer den klischeehaften Deutschen Elke und Horst, Elias' Eltern, die ein Reihenhaus im pseudo-mediterranen Stil bewohnen und Kuckucksuhren an der Wand hängen haben (die allerdings Erbstücke sind). Und das ist auch das Problem des Buchs: Statt mit Klischees aufzuräumen, verfestigt es diese. Die verzweifelte, trauernde Jüdin Mascha versucht ihrem Alltag zu entkommen und fliegt, natürlich, nach Israel, wo sie sich in die Arme einer Frau stürzt, bei der sie aber auch nicht das findet, was sie braucht. Das alles ist ein wenig "too much", es ist, als habe man auf einen Eisbecher mit Sahne und Kirsche noch einen Berg Sahne geschmiert, bis hin zum sehr offenen Ende, das bei literarischen Romanen wohl ein Muss ist ...
Die jungen Menschen in diesem Buch mögen dem "Nerv" ihrer Generation entsprechen, aber sie geben auch ein ziemlich trauriges Bild ab, wie sie orientierungslos und hilflos durch die Gegend und die Länder stürzen, durch diese Welt, die ihnen zu gehören scheint und ihnen dennoch nichts gibt. Außer vielleicht Trauer, Schmerz und das Gefühl, nicht geliebt zu werden. Vor allem Mascha scheint sich ungeliebt zu fühlen, sie verzehrt sich ständig nach Liebe, die sie weder von ihrem Ex-Freund Sami, ihrem verstorbenen Freund Elias und auch nicht von ihrer Affäre Tal bekommt. Denn obwohl sie nach Elias' Tod die Beziehung zu ihm und ganz besonders ihn stilisiert und sich an ihr abarbeitet, scheint diese Beziehung alles andere als perfekt und eine Liebe fürs Leben gewesen zu sein.

Fazit
"Der Russe ist einer, der Birken liebt" ist ein ambitioniertes Buch, das aber sehr überfrachtet und klischeehaft wirkt. Die Charaktere können da auch nichts herausreißen, man kommt schwer an sie heran und auch hier herrschen viele Klischees vor. Für Leser, die nicht so informiert in Sachen Nahostkonflikt sind, ist das Buch an vielen Stellen verwirrend.


«Als ich im Taxi durch Tel Aviv fuhr und im Radio laute orientalische Musik kam und der Fahrer mit einer Hand den Wagen lenkte und mit der anderen den Takt schlug, fühlte ich mich zu Hause. Es war ein längst vergessenes Zuhause, ein Mosaik aus der Landschaft, der Temperatur, der Musik, den Gerüchen und dem Meer. Ich bat den Fahrer, entlang des Strandes und durch das ärmere südlichere Tel Aviv zu fahren, bis ich merkte, dass ich zu Hause mit Orten assoziierte, die mich an Baku erinnerten.»  (S. 252f)

dtv. Taschenbuch. 288 Seiten. ISBN 978-3-423-14246-5. 9,90 €.
Ich danke dem DTV herzlich für das Rezensionsexemplar!

Samstag, 19. Oktober 2013

[Kulinarisches Fundstück] "Rice Whip" von Soyatoo!

(c) Frau von Saltkrokan
Für die schwedische Apfeltorte von Nicole Just wollte ich ja eigentlich aufschlagbare Reis- oder Kokossahne kaufen. Als das "Veganz" allerdings nur die Sojavariante (die M. nicht so mag) vorrätig hatte, griff ich zur Reissahne-Variante aus der Spraydose. 
Geschmacklich hat sie uns auf jeden Fall überzeugt, auch im Kakao schmeckt sie super. Nur in Sachen Handhabung ist sie ein wenig zickig: Man muss sie vor Gebrauch wenigstens zehn bis fünfzehn Minuten vorher aus dem Kühlschrank nehmen, weil sie sich sonst nicht sprühen, geschweige denn schütteln, lässt. Die Sprühdüse hat auf dem letzten Stück nun leider auch aufgegeben, obwohl noch etwas Sahne in der Dose ist. Vielleicht habe ich ja ein Exemplar der Montagsproduktion erwischt? 

Also nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung, aber vielleicht hatte ich schlicht nur Pech!
Ahja, bezahlt habe ich 1,99 € für 250g.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

[Rezension] "Vegan backen" von Nicole Just

(c) Frau von Saltkrokan
Nicole Just kenne ich schon etwas länger von ihrer Website "vegan sein". Sie widerspricht so dermaßen dem Vorurteil, das man von Veganern haben mag, dass man sich freut, wenn man selbst Vegetarier oder Veganer ist. Sie straft diejenigen Lügen, die behaupten, vegane Kost sei fade, langweilig und bestünde nur aus grünen Blättern. Vor allem beim Backen funktioniert das sehr gut und die Rezepte, die Nicole Just in ihrem neuen Buch "Vegan backen" präsentiert, riefen bei mir regelrechte Begeisterungsstürme hervor. Normalerweise sind mir die "Küchenratgeber" von GU zu schmal, sie versammeln selten genug Rezepte, die einen Kauf lohnend machen. Dieser schmale Band jedoch ist bis auf ein, zwei Rezepte sofort einladend auf mich gewesen

Die Rezepte sind in "Leckere Kleinigkeiten", "Kuchen und Torten" und "Brot und Quiche" unterteilt. Hier stößt man auf bekannte Klassiker wie Muffins, Chocolate Cookies, Nussecken, Streuselkuchen, Apfelstrudel und Quiche. Genauso jedoch auch Birnen-Hefe-Schnecken, Mangotörtchen, die nicht gebacken werden müssen, Biskuitrolle, Maronen-Vanille-Torte, Käsekuchen mit Tofu und Brotrezepte. Für fast jede Gelegenheit und Geschmack ist etwas dabei und nichts klingt so kompliziert, dass man abgeschreckt wird.
Vegan zu backen ist nicht sehr kompliziert, besonders das Ersetzen von Milch und Eiern ist einfach. Aber auch Gelatine lässt sich 1:1 durch Agar-Agar ersetzen. Sowieso ist dies das Angenehme an Nicole Justs Backbuch: Dass sie keine Ersatzprodukte verwendet, die man nur schwer bekommen kann oder die kaum erschwinglich sind. Sojamehl als Ersatz für Ei ist sicherlich auch für Leser interessant, die nicht vegan leben, weil es im Vergleich zu Eiern günstiger und ergiebiger ist. In den Klappen des Buches finden sich Tipps zum Ersetzen von Eiern, Butter, Kuhmilch und Sahne sowie Dekotipps und eine Auflistung von veganen Spezialzutaten. Am Ende des Buches steuert Nicole Just außerdem nochmal zwei Rezepte zu der übrigen Sammlung hinzu und verrät, wie man Mandelmilch und Cashewnusskäse selbst machen kann.
Die Rezepte sind einfach beschrieben und präzise, gleichzeitig aber auch nicht zu knapp. An die Zutatenliste sind Angaben zu Zubereitungsdauer, Kalorienzahl (die man trotz veganer Zutaten manchmal nicht zu genau ansehen sollte ...) und Nährstoffzusammensetzung angehängt.
Am Anfang des Backbuchs sind außerdem Grundrezepte für Rührteig, Hefeteig und Quicheteig versammelt, die in genauen Schritt-für-Schritt-Anleitungen Bild für Bild erklären, wie man die Teige zubereitet. Sie kann man gut als Grundlage für eigene Rezepte und Ideen hernehmen.

(c) Frau von Saltkrokan
Getestet habe ich bisher die Rezepte der "Triple-Chocolate-Cookies", der Buchteln mit Pflaumen, der schwedischen Apfeltorte und des Pizzabrots mit Kräutern. Das waren vielleicht nicht gerade die "vegansten" Rezepte, da vor allem die Buchteln und das Pizzabrot auch ursprünglich schon vegan sind, da beides aus Hefeteig besteht. Bei den Cookies muss man besonders auf die Schokolade achten: Auch Zartbitterschokolade ist oft nicht vegan und erst dachte ich, es würde nicht sehr einfach werden, die Schokotropfen in der veganen Version zu finden, aber voilà - sogar beim Discounter findet man vegane Schokotropfen! In der schwedischen Apfeltorte wird Agar-Agar (oder auch Agartine) verwendet statt Gelatine. Aber auch hier ist die Handhabung denkbar einfach und unterscheidet sich nicht von der des nicht-pflanzlichen Produkts. Und lecker sind die Sachen auch!

"Vegan backen" ist ein schönes Backbuch, das zeigt, dass vegan backen keine Hexerei ist und jeder es ohne große Mühe kann. Die Rezepte könnten, abgesehen von den veganen Alternativen, in jedem "normalen" Backbuch stehen und verlangen keine exotischen Zutaten oder bestehen aus Bioprodukten wie besonderen Mehlen oder Gewürzen. Auch sonst sind die Rezepte nicht außerordentlich raffiniert - was in diesem Fall absolut positiv gemeint ist, da man sie problemlos nachbacken kann, ohne eine Konditorausbildung abgeschlossen zu haben.


GU. Klappenbroschur. 64 Seiten. ISBN: 9783833833373. 7,99 €.
Ich danke dem GU Verlag herzlich für das Rezensionsexemplar!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Wochenrückblick 7.10.-13.10.

(c) Frau von Saltkrokan
Einen verdammt miesen Tag gehabt. Nach Mitte gefahren. Bei Barcomi's Deli einen Mokka Cappuccino getrunken und über eine neue Kategorie im Blog nachgedacht. "Chill mal, Frau Freitag" gelesen und versucht, lautstarkes Lachen zu unterdrücken (Die Leute gucken sonst immer so komisch ...). Viele Fotos geschossen. In der Bücherei einiges ausgeliehen (u.a. dies hier und das da) und über die verlängerte Ausleihzeit aufgrund von Renovierungen gefreut. Agartine für Kuchen gekauft. Und weil ich nicht widerstehen konnte, Wackelpudding (Die Instantversion ist vegetarisch). Mit Muttern am Handy telefoniert. Matcha aus dem Briefkasten gefischt und wie Bolle darauf gefreut. "Desperate Housewives" weiter geschaut. Einen Matcha Latte zum Frühstück getrunken. Den Besuch von J. abgemacht. Nach Fernbus-Angeboten geschaut. Gnocchi mit Belugalinsen gegessen. Gelesen. Bei der BVG angerufen. Mit S. telefoniert und gemeinsam von saarländischem Essen geschwärmt. Zusammen mit M. nach Friedrichshain gefahren. Veganen Döner gegessen. Im "Veganz" gewesen. Auf dem türkischen Markt am Maybachufer eingekauft. Hingefallen. Mit dickem Knie nach Hause geschleppt. Bein hochgelegt und Knie gekühlt. Überweisungen erledigt. Eine Fahrt nach Leipzig geplant. Nach "Berlin leuchtet" geschaut. "Gute Besserung" ausgerichtet. Einen veganen Apfelkuchen à la Nicole Just gebacken. Termine in den neuen Kalender eingetragen. Berge an Geschirr gespült. Mit M. spazieren gegangen. Urleckere Schokolade in einem Café um die Ecke getrunken.

Montag, 7. Oktober 2013

Wochenrückblick 30.9.-6.10.

(c) Frau von Saltkrokan
Kürbisse nach Hause getragen und auf die Suppe gefreut, die ich daraus machen werde. Nach Potsdam gefahren. Einen vegetarischen Hot Dog gegessen. Klamotten anprobiert. Die leckerste Trinkschokolade der Welt getrunken. Einen Zuckerschock gehabt und gekichert. Bilder von herbstlich angehauchten Bäumen gemacht. Kastanien gesammelt und zuhause auf allen Tischen verteilt. Eine wunderschöne Postkarte gekauft. Meine Lieblingsstiefeletten zum Schuhmacher gebracht und gebetet, dass er sie wieder hinkriegt. Bei Alnatura gewesen. Zeit tot geschlagen. Die Lieblingsstiefeletten in sehr schönem Zustand abgeholt. Tortellini mit Koriander gegessen. Ein tolles Buch aus dem Briefkasten gefischt. Angefangen den vierten Schwertmeister zu bemalen. Brot gebacken. Am Feiertag "Ab heute vegan" auf einen Sitz gelesen. Buchteln mit Zwetschgenfüllung gemacht und verdrückt. Eine Rezension geschrieben. Veganes Mett gemacht. Unterwegs gewesen. Geärgert. Den vierten Schwertmeister fertig bemalt. Tipps für das Akzentuieren bekommen. Lange geschlafen. Gespannt gewesen. Den Kopf geschüttelt. Mörderschokoladige Cookies gebacken. Nach Lock&Lock-Dosen geschaut. Und gegessen! "Krampus" weitergelesen. Mit S. telefoniert. Pizza gebacken und mit unendlich leckerem Knoblauch-Kräuteröl verputzt.

Freitag, 4. Oktober 2013

[Rezension] "Ab heute vegan" von Patrick Bolk (Hg.)

(c) Frau von Saltkrokan
Das Thema Vegansein ist für mich noch lange nicht abgehakt, das habe ich spätestens letzte Woche gemerkt, als ein Kommilitone von M. zu mir meinte, vegan sei für ihn das einzig Konsequente (Und das sagt er als Fleischesser!).
Es ist nicht so, dass ich es nicht besser wüsste, aber es fällt mir viel schwerer, auf vegan umzusatteln als auf vegetarisch, das war fast ein Klacks.
Leuten wie mir soll das Buch "Ab heute vegan" helfen. Es stammt von den Autoren von "Deutschland is(s)t vegan", richtet sich an Leute, die wenig oder gar keine Vorkenntnisse mitbringen und ist sehr praxisorientiert. Für mich persönlich hielt es wenig Neues bereit, es ist wohl also für die wirklich blutigen Anfänger. Für diese lohnt sich das Buch aber wirklich: Es ist schön gestaltet und übersichtlich und noch dazu liest es sich mit Spaß runter. In verschiedenen Kapiteln werden die einzelnen Ernährungstypen erklärt, Tipps zur Ernährung und zum Einkaufen gegeben und genauso werden die Themen Auswärts essen, Kosmetik und Kleidung behandelt. Auch mit Mythen und Vorurteilen wird aufgeräumt. Besonders schön fand ich das Kapitel "Entspannt mit (Nicht-)Veganern", in dem mehrfach dazu aufgerufen wird, geduldig und tolerant zu sein und nicht mit der Moralkeule auf alle Nicht-Veganer einzuschlagen.
Das Thema Schwangerschaft und Kinder wird leider nur in einem kurzen Abschnitt abgehandelt. Gerade so ein heikles Thema hätte ein wenig mehr Platz verdient. Natürlich kann man da keine allzu detaillierten Tipps geben, weil diese Themen allein schon eigene Bücher füllen würden, aber ein bisschen schwammig bleibt das Ganze dann doch. Genauso wie bei der Frage, ob man vegane Kleidung bei nicht-veganen Unternehmen kaufen sollte. An diesem Punkt wird nur die Empfehlung ausgesprochen, man solle vegane Unternehmen bevorzugen. Auch hier gilt wieder: Es ist sicherlich schwer, den Leuten zu sagen, was sie machen sollen, aber wenn man es nicht genauer machen kann, hätte man vielleicht auch darüber nachdenken sollen, diesen kleinen Abschnitt wegzulassen. Er lässt die Leser eher im Regen stehen.
Die Interviews mit vegan Lebenden waren auch sehr interessant, weil sie thematisch zu den einzelnen Kapiteln passen, aber auch zeigen, dass sich vegan durch alle möglichen Berufe und Lebensstile zieht.
Für meinen Geschmack hätte man den Rezeptteil noch etwas ausbauen und vor allem die Anregungen für Baukasten-Gerichte nicht auf Gemüsepfannen, Aufläufe, Gemüsesuppen und Salate beschränken sollen. Das hat so ein bisschen was von Klischee und Vorurteilen, die ansonsten ja mit diesem Buch ausgeräumt werden sollen. Was Essen angeht, ist das Kapitel zu Auswärts essen auch sehr hilfreich, es gibt Tipps und macht Mut, sich nicht auf die Standardkarten zu beschränken und in den Restaurants Vorschläge zu machen.

Anfangs irritierte mich die Fülle an Links, Literaturhinweisen und vor allem die Erwähnung von Produkt- und Firmennamen, aber für Einsteiger ist es fantastisch. Denn was nützt es, schwammig zu erklären, dass es in vielen Supermärkten Alternativen für Milch gibt oder in Drogeriemärkten Naturkosmetik. Konkrete Namen helfen dem Unbedarften mehr als bloße Hinweise, die eh nur eine eigene Suche notwendig machen. Besonders in Sachen Kosmetik und Kleidung sind diese Tipps hilfreich, denn vegan ernähren ist im Vergleich dazu (für mein Empfinden jedenfalls) leichter umsetzbar.

Insgesamt ist "Ab heute vegan" ein guter Einstieg in das Thema Vegansein; für informiertere Leser sind sicherlich die Literaturhinweise und Linktipps sehr interessant.
Mich hat das Buch auf jeden Fall wieder nachdenklicher gestimmt und ich habe mich heute beim Einkaufen dabei "ertappt", wie ich nicht-vegane Lebensmittel wieder ins Regal zurückgestellt habe. In Zukunft will ich versuchen, veganer zu leben. Das ist ein Zwischenzustand, vielleicht auch ein fauler Kompromiss, aber mehr geht (noch) nicht. Noch bin ich nicht soweit wie die Autoren von "Ab heute vegan", aber vielleicht bin ich ja auf dem Weg dorthin:

«In dem Film "Matrix" haben die Menschen die Wahl, die blaue Pille des Verdrängens und der Illusion, oder die rote Pille der Erkenntnis, der Realität, zu schlucken. Die Autoren dieses Buches haben sich für die rote Pille entschieden, und das war eine der besten Entscheidungen in ihrem Leben.» (S. 116)


Ventil Verlag, Taschenbuch, 137 Seiten, 12,90 €, ISBN: 978-3-95575-010-7
Ich danke dem Ventil Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Mittwoch, 2. Oktober 2013

[Unterwegs] Ein Tag in Potsdam.

Gestern waren M. und ich in Potsdam, dem Geburtsort seiner Frau Mama. Ich war bisher nur im Rahmen der Klassenfahrt nach Berlin in Sanssouci, aber nicht in der Innenstadt von Potsdam und ich muss sagen, da habe ich durchaus etwas verpasst. Zwar würde ich nicht dort wohnen wollen (dafür ist mir zu wenig los), aber für einen Tagesausflug ist es sehr nett und da wir dort die leckerste Trinkschokolade aller Zeiten kosten durften, werden wir sicherlich öfters dorthin fahren!

Die Nikolaikirche.
Das Brandenburger Tor.
Die leckerste Trinkschokolade, die ich jemals getrunken habe!
Hier gibt es die leckere Trinkschokolade.

Sonntag, 29. September 2013

Wochenrückblick 23.9.-29.9.

(c) Frau von Saltkrokan
Bammel gehabt. Den aktuellen "Spiegel" wegen des Nachrufs auf Reich-Ranicki gekauft. Gute Neuigkeiten erhalten. Dreimal bei der Blutabnahme gepiekt worden. In der Bücherei gewesen. Farben für das neue Hobby ausgesucht und zu einem Spottpreis bekommen. Dumm-Fernsehen geschaut und gewusst: Es ist gut, dass ich für mich persönlich Fernsehen abgeschafft hatte. Aufgescheucht worden. Mit dem Bemalen meiner Hochelfen angefangen. Nass geworden. Umsonst gelaufen. Zusammen mit M. Figuren bemalt. "Biographie des Hungers" von Amélie Nothomb zu Ende gelesen. Leckere Kräuterbutter mit Baguette gegessen. "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" aufgelegt. Mit "Krampus" von Brom angefangen (Rezension kommt!). Pinsel gekauft. M. von der Uni abgeholt. Über die Spatzen auf der Straße gefreut. Beim Inder um die Ecke zu Mittag gegessen. Nach Lehnitz gefahren. Holz getragen und gestapelt. Hund gestreichelt. Von C. für meine Malkünste gelobt worden (Hachja). Den neuen Kalender für 2014 bestückt. Bei Alex am Sony Center Café au lait aus einer badewannengroßen Tasse getrunken (So soll das!). Nach Klamotten geguckt. Ein veganes Backbuch vom Verlag bekommen (Rezension kommt!). Tee bestellt. Gespannt gewesen. Den dritten Schwertmeister bemalt. "Krampus" weitergelesen. Von M. mit "Fringe" infiziert worden. Veganes Gulasch gegessen (Rezept folgt!).

Freitag, 27. September 2013

[Lesestoff] "Biographie des Hungers" von Amélie Nothomb

(c) Frau von Saltkrokan
Amélie Nothomb ist eine der wenigen Autorinnen, die ich sehr schätze, die mich aber genauso oftmals ratlos und manchmal sogar verstört zurück lässt. Bisher habe ich "Mit Staunen und Zittern", "Der japanische Verlobte" und die neueren "Winterreise", "Den Vater töten" und "So etwas wie ein Leben" gelesen. Leider muss ich sagen, dass die neueren Romane nicht mehr so meinen Geschmack getroffen haben wie die älteren, die wesentlich mehr von Nothombs Biographie geprägt sind.
"Biographie des Hungers" ist so ein Roman, der zwischen Autobiographie und Fiktion changiert. Nothomb erzählt von ihrer Kindheit, die bestimmt ist vom Beruf ihres Vaters, der als Diplomat alle paar Jahre in ein anderes Land geschickt wird - und mit ihm seine Familie. Ihre ersten Lebensjahre verbringt sie in Japan, dem für sie gelobten Land, in dem sie aber auch Opfer ihres ewigen Hungers ist. Nicht nur dem physischen Hunger, sondern auch dem psychischen, dem Hunger nach Liebe, Zuneigung, Leben. Ständig ist sie damit beschäftigt, die Dinge, nach denen sie hungert, heranzuschaffen. "Biographie des Hungers" offenbahrt den Blick auf ein seltsames junges Mädchen, das ebenso gut eine Romanfigur sein könnte und es zu einem guten Teil auch ist. 
Der Roman erzählt aber nicht nur vom Hunger, sondern auch von der Heimatlosigkeit und den Versuchen Amélies, eine Heimat zu finden. Nach der "Verbannung" aus ihrem "Paradies" Japan wird der Vater ins kommunistische China geschickt, das die Familie drei Jahre später nur zu gerne wieder verlässt, um anschließend in New York dem Exzess zu verfallen - allen voran Amélie.

Wie auch in "Mit Staunen und Zittern" weiß man auch hier nie so wirklich, wie weit man Nothomb als Erzählerin trauen kann und wann das Fabulieren beginnt. Vom Ton her ist "Biographie des Hungers" allerdings wesentlich ernster und nachdenklicher und nimmt sich nicht so viel Zeit. Im Schnelldurchlauf erfährt man von Nothombs Leben bis zu ihrem einundzwanzigstem Lebensjahr, als sie wieder nach Japan zurückkehrt.


«Mein Land war ein Land des Wassers, in China herrschte Dürre. Die Luft war so trocken, dass das Atmen weh tat. [...] In der Fremde leben ist ein Atemleiden.» (S. 62) 



Diogenes. Taschenbuch. 207 Seiten. ISBN: 978-3257240429. 9,90 €

Mittwoch, 25. September 2013

[Warhammer] Meine ersten Hochelfen in Farbe

(c) Frau von Saltkrokan
Endlich habe ich den ersten Schritt getan, mir den ersten Hochelfen vorgeknöpft und ihn bemalt. Anfangs lief es ganz gut, bis ich ihm einen Farbklecks auf den Helm verpasst hatte, der dort nicht hingehörte. Die besonders schmalen und kleinen Stellen bereiteten mir auch noch Schwierigkeiten, gar nicht zu reden von den Augen, die eher farbigen Flecken ähneln, denn Augen ... Das muss ich also noch üben ...
Der zweite Hochelf ließ sich schon deutlich leichter bemalen und ich konnte meine Erfahrungswerte vom ersten Hochelfen anwenden - was bedeutete, dass ich beispielsweise besser bis in die Ränder und Furchen malen konnte, wohingegen ich bei der ersten Figur noch mehr weiße Stellen übrig hatte.
Den dritten Elfen habe ich auch gleich angefangen - eine gewisse Sucht ist bereits erkennbar. Und massive Nackenschmerzen!





Bilder (c) Frau von Saltkrokan

Dienstag, 24. September 2013

[Gedanken] Ich, das Heidenkind. Oder: Die Baumkronen sind meine Kathedralen.

(c) Frau nach Saltkrokan

An anderer Stelle habe ich ja vor kurzem schon angedeutet, dass sich mein Glaube nicht im christlichen Rahmen bewegt. Ich habe lange - auch schon vor meinem Kirchenaustritt - überlegt, ob ich überhaupt etwas zu meinem Glauben schreiben soll. Zunächst, weil es doch ein sehr intimes Thema ist und zudem, weil mein Glaube ein seltsames Ding ist, ein verstückeltes Sammelsurium, das in keine Schublade passt und dass man nicht mit einem schicken Ismus belegen kann.

Ich habe schon früh gemerkt, dass der christliche Glaube für mich nicht das ist, das mich erfüllt. Als Teenager habe ich mich deswegen auf die Suche nach einem Glauben für mich gemacht, denn so ganz ohne etwas, an das ich glauben kann, das ging dann auch nicht. Eine gewisse Zeit lang habe ich eine Heimat im Buddhismus gefunden und auch heute noch finde ich diese Religion (die ich eher als Lebensweise empfinde) in manchen Aspekten ansprechend; so glaube ich zum Beispiel an Wiedergeburt und ein wenig auch an Karma, wenn auch nicht so streng und konsequent.
Dann habe ich mit der Zeit immer mehr zu so einer Art Naturglauben gefunden, einer Art Pantheimus, nur ohne den "théos". Das war das, was mich immer stocken ließ, wenn ich behauptete, ich sei Pantheistin. Das Ding mit der Natur, das war etwas, was ich gut fand und das mich erfüllte, wenn ich es mir vorstellte, aber ich konnte immer noch nicht an einen Gott glauben. Daher ging ich dazu über, von "etwas Göttlichem" zu sprechen, an das ich glaube. An was genau ich glaubte, konnte ich beschreiben, aber eben nicht mit einem tollen, prägnanten Wort. Letztes Jahr fand ich dann Zugang zum Neuheidentum, mit dem ich viele Dinge teile, aber eben auch hier nicht der wirkliche Glaube an Götter/einen Gott/eine Göttin. Wobei ich an die Natur als Göttliches glaube und man dies wohl am ehesten mit dem Glauben an die Muttergöttin gleichsetzen kann. Das Leben mit der Natur und mit dem Jahreskreis mag ich besonders, eine tiefe Verbundenheit mit der Natur, die man verehrt und zelebriert. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, und sei es "nur" in einem Park, spüre ich, dass es mir besser geht, dass ich zur Ruhe komme und in mich gehe. Deswegen brauche ich auch regelmäßig den Kontakt zur Natur, sonst würde ich auf Dauer eingehen wie ein Blümchen ... Die Spaziergänge in der Natur entsprechen wohl dem Kirchgang eines Christen und die Baumkronen sind dabei meine Kathedralen - nicht weniger beeindruckend und genauso erstaunlich. In der Natur steckt so vieles, das wir uns nicht erklären können, etwas, das jenseits von naturwissenschaftlicher Logik funktioniert - und genau das ist das "Göttliche", an das ich glaube.
Ich bete nicht zu diesem Göttlichen und spreche ihm keine Allmacht zu, aber insofern eine Macht, als dass ich auf sie angewiesen bin und sie mich durchdringt. Jedoch habe ich in den letzten zwei Monaten, als es mir gesundheitlich sehr schlecht ging, auch gebetet - zum vielleicht ersten Mal seit meiner Kindheit - und habe Trost in dem Gedanken gefunden, dass mir jemand zuhört und mir meine Gesundheit wieder gibt.

Künftig möchte ich diesen Glauben mehr leben, eventuell auch Gleichgesinnte suchen und mich weiter informieren. Mich schreckt nur manchmal das Schubladendenken, in das ich nicht so recht passen will, weil ich mit meinem Glauben vielleicht nicht so weit gehe wie manch andere. Aber für mich persönlich wünsche ich mir ein Leben mit diesem Glauben und das Leben im Jahreskreis und den Festen - fernab der christlichen Feiertage, die ich zwar sicherlich auch noch feiern werde, die aber schon lange keinen religiösen Wert mehr für mich haben.

Sonntag, 22. September 2013

Wochenrückblick 16.9.-22.9.

(c) Frau von Saltkrokan
Viel unterwegs gewesen. Meine neue Gynäkologin direkt gemocht.  Noch mal zu Ikea gepilgert und u.a. einen Nachtschrank gekauft. Ein Bücherpaket von einer Freundin erhalten. U-Bahn gefahren. Zum ersten Mal wie im Schlaf die richtigen Wege gefunden. Wieder Verlage kontaktiert. Über mein Smartphone geärgert. "Fool" von Christopher Moore für 4,99 € erstanden. Kaffee getrunken. Mit Reibekuchen bekocht worden. Über eine .de-Adresse nachgedacht. Kekse gebacken. Geputzt und aufgeräumt. Über den Facebook-Status eines Kommilitonen gelacht. Das Haushaltsbuch geführt. Das Ende der Wahl verfolgt. "So wie wir waren" angesehen.

Dienstag, 17. September 2013

[Immer schon mal] Aus der Kirche austreten.

But I'm not a slave to a god that doesn't exist [...]
- Marilyn Manson, "The Fight Song"

Die Kirche und ich, das ist ein schwieriges Kapitel. In meiner Familie geht es nicht sehr religiös zu, obwohl man traditionell getauft wird, zur Kommunion und zur Firmung geht, kirchlich heiratet und auch auf einem katholischen Friedhof beigesetzt wird. Auch ich bin katholisch getauft und noch mit Vergnügen zur Kommunion gegangen. Zur Firmung wollte ich schon nicht mehr, aber meine Mutter hatte damals die stille Hoffnung, dass ich dadurch mal ein bisschen unter Gleichaltrige komme. Schon seit ich vierzehn Jahre alt bin, habe ich mit dem Gedanken gespielt, aus der Kirche auszutreten. Die Kirche und ich, das ist keine Liebe, das ist nicht einmal eine Zweckgemeinschaft, und angesichts der Kirchensteuern, die ich irgendwann zahlen müsste, war es nur eine Frage der Zeit bis ich meinen Gedanken Taten folgen lasse. 
Die Kirche mag auch manchmal Gutes tun, aber für mich persönlich tut sie nichts, und dann will ich sie auch nicht unterstützen, besonders nicht mit meinem Geld. Da gibt es andere Organisationen und Menschen, die ich unterstützen möchte und werde, auf vollkommen freiwilliger Basis ...
Bereits in meiner Jugend habe ich mich mit Religion beschäftigt. Ich habe die Bibel zu großen Teilen und viel über die anderen Religionen gelesen, es macht mir auch großen Spaß, über Religion zu diskutieren - ganz besonders, wenn ich Halbwissen entlarve ... Aber das Dogmatische der katholischen Kirche, das fand ich irgendwann nur noch schrecklich. Die starre Hierarchie und die rückständigen Ansichten des Papstes, der vorgibt, was seine Schäfchen glauben und tun sollen, wenn sie nicht in der Hölle landen wollen - und das noch im einundzwanzigsten Jahrhundert! Zu einem gewissen Zeitpunkt in meinem Leben wollte ich sogar zum Protestantismus konvertieren - aus Protest (wie passend, eigentlich ...). Selbst mein Glaube an den einen Gott ging irgendwann flöten, wenn ich denn wirklich jemals an ihn geglaubt habe. An was ich denn glaube (denn Atheistin bin ich ganz und gar nicht), dazu an anderer Stelle mal mehr ...

Letzte Woche war es dann soweit: Nach elf Jahren des Untätigseins und des Zauderns bin ich aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das Lächerlichste daran war, dass es mit Religion überhaupt nichts zu tun hatte. Der gesamte Akt fand beim Amtsgericht statt, wo ich nur angeben musste, aus welcher Kirche ich austreten möchte, welchen Familienstand ich habe und zum Abschluss ein Formular unterschreiben musste. Dann bekam ich die Bescheinigung meines Austritts zweimal ausgedruckt - einmal für mich, einmal für das Finanzamt, damit mein Austritt auf der Lohnsteuerkarte verzeichnet wird - und dann durfte ich konfessionsfrei wieder von dannen ziehen. Und da soll mir noch einmal jemand etwas von Trennung von Staat und Kirche in Deutschland erzählen ...
Übrigens: Der Kirchenaustritt kostet in den meisten Bundesländern Geld, weswegen ich, als feststand, dass wir nach Berlin ziehen würden, gewartet hatte - in Berlin ist es (noch) kostenlos. Aber auch das soll sich irgendwann einmal ändern, wenn es nach den Politikern geht.

Wer sich zum Kirchenaustritt informieren möchte, dem kann ich nur die gleichnamige Website empfehlen.

Montag, 16. September 2013

[Lesestoff] "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" von Alex Capus

(c) Frau von Saltkrokan

Alex Capus kenne ich zugegebenermaßen erst seit „Léon und Louise“, das mich aber restlos begeistert hatte. In seinem neuen Roman widmet er sich wieder vergangenen Zeiten und entwirft ein spekulatives Szenario: Am Züricher Bahnhof begegnen sich drei Menschen ganz zufällig und im Vorbeilaufen/-fahren. Der Abiturient Felix Bloch, der vor der Entscheidung steht, das richtige Studienfach für sich zu finden, Laura d'Oriano, das heimatlose Kind, das Sängerin werden will und von Emile Gilliéron, der die Asche seines Vaters in dessen Heimat verstreuen soll. Capus zeichnet die Lebenswege seiner drei Protagonisten nach und alle drei führt es in eine Richtung, mit der sie nicht gerechnet haben.
Felix Bloch und Laura d'Oriano kommt hierbei der größere Anteil zu, die beiden liegen altersmäßig auch am nahesten, während Emile Gilliéron älter ist und sein Leben daher eher im Rückblick erzählt wird. In seinem Fall erfährt man recht früh, wie es zur Bezeichnung „Fälscher“ kommt, bei Felix Bloch und Laura d'Oriano muss man sich lange gedulden bis sich ihre Wege so weit auflösen, dass man den Romantitel hinterblickt.
Da Felix Bloch sich für ein Studium der Physik entscheidet, ist seine Geschichte geprägt von physikalischen Fachbegriffen und Erläuterungen, für die man einen langen Atem oder ein generelles Interesse am Fach mitbringen muss. Dennoch ist Felix Bloch so sympathisch, dass ich wenig übersprungen und mich jedes Mal gefreut habe, wenn der Erzähler zu ihm zurückkehrte. Die Identifikation funktioniert mit Laura d'Oriano am einfachsten und sie ist die vielleicht faszinierendste Figur des Romans. Sie ist ein Kind, das in der gesamten Welt zuhause und doch heimatlos ist. Ihre Eltern sind Unterhaltungskünstler und auch wenn ihre Mutter Sängerin ist, will Laura niemals so werden wie sie – sondern mehr, eine Sängerin, die es nicht notwendig hat, ihr Strumpfband herzuzeigen und einfach mit ihrer Stimme überzeugt. Weil die Familie durch die halbe Welt reist, spricht Laura mehrere Sprachen fließend und scheint ohnehin gewitzt und klug zu sein.
Emile Gilliéron hat das Talent seines Vaters geerbt und ist ein begnadeter Zeichner. Sein Talent führt ihn in eine Richtung, die für ihn persönlich zwar viel Geld bringt, aber nicht gerade die edelste Tätigkeit ist – er wird Kunstfälscher. Da er um einige Jahre älter ist, wird seine Geschichte im Rückblick erzählt und spielt Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, während Felix' und Lauras Geschichten hauptsächlich in den Zwanzigern bis Vierzigern spielen.
Die Leben der drei hätten schon alleine einen ganzen Roman füllen können, durch die spekulative Begegnung der Protagonisten werden diese allerdings miteinander verflochten und auch später wird dies im Falle von Felix und Laura aufrecht erhalten. Emile fällt allerdings fast vollständig aus diesem Raster heraus und taucht gegen Ende hin auch immer seltener auf – dies mag darin begründet sein, dass er nicht so lange lebt wie Felix und Laura, aber man bekommt auch leicht den Eindruck, dass seine Geschichte schneller erschöpft ist und ganz traurig war ich – ehrlich gesagt – nicht darüber ...

Der Erzähler des Romans mutet manchmal nahezu postmodern an, wenn er Kommentare dazwischen wirft, und der Roman selbst bewegt sich zwischen faktenbezogener Biographie und fiktiver Erzählung, wobei um das Spekulieren nie ein Hehl gemacht wird. Die historischen Ereignisse werden immer wieder eingeworfen, teils präzise mit Datum, teils prophetisch, wenn Bezug auf den weiteren Lebensweg der Protagonisten genommen wird. Immer wieder heißt es „Er/Sie mag dies und das getan haben“, das Unwissen des Erzählers wird gepflegt statt vertuscht und so entsteht eine gelungene und spannende Symbiose zwischen Realität und Fiktion.

Leider konnte mich „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ nicht vollständig überzeugen; der Roman fällt hinter „Léon und Louise“ zurück. Nur im Detail blitzen immer wieder Momente auf, aus denen man allerdings mehr hätte machen müssen, um daraus einen mitreißenden Roman zu machen. Der Erzählstil ist sehr gekonnt, aber die Geschichten der drei Protagonisten haben mich nicht so an das Buch gefesselt wie ich es erwartet hätte. Besonders die Geschichte von Emile Gilliéron hat mich nicht berührt und gegen Ende hin auch kaum noch interessiert. Aufgrund der quantitativen Gewichtung hat man auch das Gefühl, dass es dem Autor nicht anders ging und auch emotional gesehen scheint ihm der Zugang zu Felix Bloch und Laura d'Oriano besser gelungen zu sein.
Insgesamt eine nette Unterhaltung, von der ich mir aber etwas mehr erhofft hatte und die mich auch mit dem Gefühl zurücklässt, dass da mehr gegangen wäre.



«Gut möglich, dass dem Mädchen bei der Einfahrt in die Stadt jener junge Mann auffiel, der im November 1924 oft zwischen den Gleisen auf der Laderampe eines grau verwitterten Güterschuppens saß, um die ein- und ausfahrenden Züge zu beobachten und sich Gedanken über sein weiteres Leben zu machen. Ich stelle mir vor, wie er seine Mütze knetete, während der Orient-Express an ihm vorüberfuhr, und dass ihm das Mädchen im hintersten Wagen ins Auge fiel, das ihn mit beiläufigem Interesse musterte.» (S. 11)



Hanser Verlag, Hardcover, 288 Seiten, ISBN: 978-3-446-24327-9, 19,90 € (Kindle: 15,99 €)